Tonfunk Gruppe

Über die Neueinführung von Produkten (NPI)

Um erfolgreich am Markt agieren zu können, ist es für ein Unternehmen essentiell, sich an die immer schneller verändernde Welt anzupassen. Nur so können die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse seiner Kunden verstanden und diese in kürzester Zeit befriedigt werden. Ist es einem Unternehmen nicht möglich, diese erforderlichen und sich in immer kürzeren Intervallen ereignenden Änderungen zu erkennen und umzusetzen, wird es seine Position in seinem Marktsegment verlieren und durch anpassungsfähigere Marktbegleiter verdrängt werden. Genau diese Entwicklung ist in dem stetig wachsenden Marktsegment der Elektronik besonders zu spüren. Die Tonfunk GmbH stellt genau diese Herausforderung in den Mittelpunkt ihres Handelns und agiert getreu dem Motto „Nur, wenn unsere Kunden erfolgreich sind, können wir es auch sein. Es ist für uns als Partner besonders wichtig, die Erfordernisse sowie das Denken unserer Kunden zu verstehen, um so mit ihnen auf Projektebene eine Einheit bilden zu können. Nur so lassen sich die komplexen Herausforderungen der strategisch wichtigen Projekte effizient umsetzen“, so Mathias Haase, einer der Geschäftsführer der Tonfunk GmbH.

Mehrwert generieren

Ein strategisch wichtiger Kunde für Tonfunk ist Weinmann Emergency. Auch hier ist man sich seiner Verantwortung bewusst und sieht die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten wie Tonfunk als Vorteil, um sich den Anforderungen des sich ständig ändernden Marktes anpassen zu können und darüber hinaus weitere Mehrwerte zu generieren. So bietet Weinmann Emergency seinen Kunden stetig neue und innovative Lösungen. Das Unternehmen, welches erfolgreich im Bereich der Notfallmedizintechnik agiert, konnte so gemeinsam mit der Tonfunk die Gerätegruppe des Beatmungsgerätes MEDUVENT Standard umsetzen. Und der Erfolg spricht für sich: MEDUVENT Standard hat sich seit der Produkteinführung 2020 in unterschiedlichen Einsatzszenarien bewährt. Das Turbinenbeatmungsgerät arbeitet sauerstoffunabhängig und ist dank des geringen Gewichts und der Kompaktheit optimal für die mobile Notfallversorgung geeignet. Weinmann Emergency entwickelt seit mehr als 45 Jahren lebensrettende Geräte für die Notfallmedizin. Die besonderen Anforderungen im Bereich der außer- und innerklinischen Notfallmedizin stehen bei der Geräteentwicklung im Mittelpunkt. Dazu gehört in erster Linie, dass die Geräte schnell, einfach und intuitiv zu bedienen sind. Die Geräte müssen außerdem kompakt und robust sowie für den Einsatz im Freien geeignet sein. Diese Anforderungen stellen für die Ingenieure eine besondere Herausforderung dar.

Bedürfnisse des Kunden abdecken

Am Beispiel von MEDUVENT Standard ist zu erkennen, welchen hohen Stellenwert die enge Zusammenarbeit zwischen EMS und OEM hat, um am Ende ein genau auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmtes Produkt zu erhalten. Und das in immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen. „Um dieses Ziel von Anfang an erreichen zu können, verstanden wir uns in jeder Projektphase als Partner auf Augenhöhe und wurden auch von Weinmann Emergency als solcher empfunden. Nur so gelang es, die jeweiligen Mehrwerte in den einzelnen Fachabteilungen beider Seiten zu bündeln, um so als ein Team erfolgreicher zu sein als die Summe jeder einzelnen individuellen Leistung der entsprechenden Fachabteilungen. Und genau diese Art der Zusammenarbeit suchen wir und treibt uns immer wieder aufs Neue an“, so Haase und ergänzt: „Wenn ein Kunde seinem Partner ein Vertrauen in dieser Tiefe entgegenbringt, muss man sich seiner Verantwortung über die normalen Grenzen einer EMS-Dienstleistung hinaus bewusst sein, da ja z. B. die Medical Device Regulation Anforderungen vollumfänglich erfüllt werden müssen. Man hat also einen erheblichen Anteil am Erfolg aber auch an der Verantwortung des Produktes. Es handelt sich hier schließlich um ein Produkt im medizinischen Notfallsektor, welches für Leib und Leben verantwortlich ist.“

Sinnvolle Arbeitsteilung

„Unsere Geräte sollen die Rettungskräfte dabei unterstützen, Leben zu retten“, erklärt Billy Schwalbe, Elektronik Entwickler bei Weinmann Emergency. Die Tonfunk GmbH hat Weinmann Emergency unter anderem bei der Herstellung der Leiterplatte für MEDUVENT Standard unterstützt. „Wir haben das Design geliefert, die Tonfunk GmbH hat die Beschaffung, Fertigung und Prüfung übernommen. Es ist für uns enorm wichtig, einen Partner an unserer Seite zu haben, mit dem wir direkt und auf einer Wellenlänge kommunizieren können. Uns war wichtig, dass wir den Prozess nah begleiten können, und da die Abnahme der Produktionskette in Deutschland erfolgt, war das möglich. Die starke Vernetzung ist für uns wichtig, weil wir so trotz der anspruchsvollen Aufgabenstellung hochwertige Ergebnisse erzielen,“ so Schwalbe weiter.

Qualität, Produktionsflexibilität und Kosten balancieren.

Auch auf technischer Seite hatte MEDUVENT Standard, wie jedes neue innovative Produkt, seine Herausforderungen. So war auch hier der Trend der immer stärker werdenden Miniaturisierung erkennbar. „Als Projektpartner mit der Expertise in der Produktion solcher Produkte sehen wir unsere Verantwortung im besten Verhältnis des Platzbedarfes auf der Leiterplatte für die entsprechenden Bauelemente, die den technischen Erfordernissen des Kunden entsprechen müssen, und einer bestmöglichen Produktionsstrategie. Dies wird von uns stetig mit dem Kunden abgestimmt, um so das gute Mittel zwischen den Erfordernissen beider Seiten zu erzielen. Die Balance zwischen Qualität, Produktionsflexibilität und Kosten des Produktes stehen hier im Fokus. So steht jedem unserer Kunden ein Team aus acht Personen auf Tonfunk-Seite aus den unterschiedlichen Fachabteilungen zur Verfügung, um alle Themen eines solchen Projektes gezielt bearbeiten zu können“, erläutert Markus Kühne, Key Account Manager bei der Tonfunk.

Komponentenauswahl und -beschaffung

Neben diesen produktions- und designtechnischen Themen, liegt der Fokus in solch strategisch wichtigen Projekten wie MEDUVENT Standard auch in der Auswahl der zu bestückenden Komponenten. „Da der weltweite Bedarf Europas an Bauelementen unseres Fokuskundenportfolios nach den aktuellen Informationen des FBDi bei nur 8% liegt (Automotive, Medizin und Industrie zusammen), sind unsere Kunden hier von den Markttreiben wie der Mobiltelefonie abhängig und bedienen sich natürlich an diesen Technologien in Form von z. B. Halbleitern wie Speicherbausteinen oder Microcontrollern. Dieser Mark ändert und erneuert sich jedoch in immer kürzeren Lebenszyklen, wodurch es im schlimmsten Fall dazu kommen kann, dass ein absolut neues Kundenprojekt nicht wie geplant in die Serie übergehen kann, da bestimmte Komponenten bereits obsolet sind. Aus diesem Grund stimmen wir uns bereits in der ersten Designphase mit unseren Kunden zu entsprechenden Alternativen ab, um die Bestückungsmöglichkeiten in Form von Alternativkomponenten möglichst groß zu halten“, erklärt Haase. Auch für zukünftige Projekte wird so das Obsoleszenzmanagement und dessen stetiger Ausbau immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Weitreichendes Testkonzept erstellen

Im konkreten Projekt zu MEDUVENT Standard lag für Tonfunk ein besonderer Schwerpunkt in der Erstellung des Testkonzeptes. Es ist wichtig, hier zu verstehen, dass die Gesamttestabdeckung der einzelnen elektrischen Prüfungen keinen Schlupf zulassen durfte, da ein Ausfall, der erst im Feld entstehen würde, hier unverzeihlich wäre. „Aus diesem Grund stimmten wir uns ständig mit den Kollegen von Weinmann Emergency detailliert ab,“ erklärt Mathias Gester, Teamleiter Prüftechnik von der Tonfunk Systementwicklung und Service GmbH, welche die Schwester der Tonfunk GmbH Ermsleben bildet und in einer Projektumsetzung immer den Anteil der elektrischen Belebung übernimmt. „Aufgrund der verschiedenen uns zur Verfügung stehenden Testmöglichkeiten und Systeme sind wir hier entsprechend flexibel und können ein hohes Maß an Testabdeckung erreichen. Hier haben wir Weinmann Emergency entsprechende Empfehlungen, Hintergründe und die einzelnen Vorteile erklärt. In einer sehr guten Zusammenarbeit konnten wir hier das Optimum erarbeiten. Losgelöst vom Projekt MEDUVENT Standard muss man hier aber generell erwähnen, dass der Kunde es hier selbst in der Hand hat, wie groß der mögliche Anteil der Testabdeckung und Testtiefe ist.“ Gester spielt hier auf zahlreiche Designrichtlinien hinsichtlich „Testability“ an, die bereits in der ersten Entwicklungs- und Designphase berücksichtigt werden sollten.

Prüfspezifikationen genau definieren

„Eigentlich haben wir die Definition des Testszenarios immer selber übernommen – erstmalig haben wir diese Aufgabe bei MEDUVENT Standard extern vergeben. Das war nur möglich, weil die Zusammenarbeit mit Tonfunk in den letzten Jahren so positiv war,“ berichtet Schwalbe. Weinmann Emergency hat die Prüfspezifikationen entwickelt, daraus hat die Tonfunk einen Großteil der Prüfanweisung erstellt. Wenn der EMS den Ablauf der Tests entwickelt, spart das auf Seiten des OEM Zeit und Kapazitäten. „Die Tonfunk hat uns optimal abgestimmte Abläufe geliefert und wir hatten dadurch erheblich weniger Aufwand.“ Die Ablaufoptimierungen sind besonders zeitintensiv und in einer Branche wie der Medizintechnik liegt das Ziel der Testabdeckung bei 100 %. Die Sicherheit von Patienten steht im Vordergrund und daher wird die Funktionsfähigkeit mehrfach getestet. Insgesamt finden für die Leiterplatten von MEDUVENT Standard drei verschiedene Prüfungen statt: Neben dem ICT (In-Circuit-Test) inklusive Boundary Scan Test erfolgt der umfangreiche Funktionstest über einen separaten Leiterplattenprüfstand. Hier werden auch komplexe Funktionen geprüft, wie zum Beispiel die Ansteuerung der Turbine bei MEDUVENT Standard. Zusätzlich wird eine automatische optische Inspektion durchgeführt. Neben der intensiven Testung bei Tonfunk findet auch in der Produktion von Weinmann Emergency eine Endprüfung jedes einzelnen Gerätes statt.

Herausforderung Miniaturisierung

Für die Zukunft sieht Tonfunk immer kürzer werdende Lebenszyklen und immer häufiger und zwingend schnellere Produktqualifizierungen als eine der aufkommenden Herausforderungen. „Wenn man sich diese Entwicklung anschaut und hier z. B. nur den weiteren Trend der Miniaturisierung betrachtet, erkennt man, dass man es als Unternehmen schaffen muss, sich nicht nur anzupassen, sondern darüber hinaus weiterzuentwickeln, um dem Kunden immer noch diesen einen Mehrwert über das normale Maß hinaus bieten zu können. Aus diversen aktuellen Projekten, die wir gerade mit den unterschiedlichsten Kunden in die Serienreife bringen, erkenne ich hier, dass z. B. Toleranzbereiche im Bereich der PCB oder auch der Bauelemente maßgeblichen Einfluss auf die Qualität des Endproduktes haben können, obwohl diese Bauteile sich innerhalb ihrer vorgegeben Toleranzen laut IPC befinden,“ so Kühne. Er wünscht sich hier eine entsprechende Neubewertung dieser empfohlenen Grenzwerte hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Gehäuseformen, um dem Trend der Miniaturisierung effizienter und damit schneller gerecht werden zu können.

Immer schnellere Iterationsschleifen

„Auch immer neue Kunden- oder Marktanforderungen, die sich für unsere Kunden aus neuen Marktfeldern oder zur Verfügung stehenden Technologien ergeben, werden diesen Trend der immer schneller werdenden Iterationsschleifen begünstigen. Darüber hinaus sind wir uns bewusst, dass wir uns als EMS in einem Markt bewegen, welcher für bestimmte Produktgruppen immer weiter Richtung Osteuropa oder Asien tendiert. Wir begegnen dieser Tatsache mit dem Rundumpaket für unsere Kunden „Von der Idee bis zum Erfolg am Markt“ und der weiteren Ausrichtung auf hochkomplexe, sowie hochintegrierte Baugruppen und Komplettsysteme, die ein entsprechendes Maß an Fertigungsbreite und Technologie erfordern“ erweitert Haase. Dass diese Rechnung aufgeht, zeigt sich am Wachstum der Tonfunk und ihrer nunmehr fast 500 Mitarbeiter, die bereits vor der Coronakrise jedes Jahr ein Umsatzplus im zweistelligen prozentualen Bereich verzeichnen konnte. Auch die coronabedingten wirtschaftlichen Herausforderungen des Jahres 2020 konnte Tonfunk durch seinen hohen Anteil an starken und leistungsfähigen Medizinkunden wie Weinmann Emergency im Vergleich zum Wettbewerb gut begegnen.

meditronic-journal 2/2021

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